Die Diagnose orale Nickelallergie war damals im Februar 2017 ein Schock für mich aber auch gleichzeitig eine Erlösung, denn ich kannte nun die große Unbekannte und war wieder handlungsfähig. Nach zig Auslass-Diäten musste ich nun erstmal nur nickelreiche Lebensmittel meiden und das tat ich.
Die folgenden Zeilen beruhen auf fachlichen Informationen, die du in den Quellenangaben findest und ganz viel persönlicher Erfahrung, sowie die Erfahrung von Mitbetroffenen NickelallergikerInnen. Dieser Artikel wird daher fortlaufend aktualisiert!
Die Angaben der Nickelwerte kannst du im aktuellen GU Kompass nachschlagen oder im Nickel-Lexikon auf der Seite nickelfrei.de.
Mittlerweile gibt es verschiedene Apps auf Deutsch und Englisch die noch mehr Lebensmittel mit Nickelwerten zur Verfügung stellen.
Inhalt
Die Nickel-Diät starten
Die Karenz sollte am besten für 3 Monate konsequent durchgeführt werden, damit sich der Nickel-Speicher im Körper entleert.
Danach kann wieder eine Austestung der individuellen Verträglichkeit von nickelreicheren Lebensmitteln erfolgen. Empfohlen wird bei einer strengen Karenz nur Lebensmittel pro Mahlzeit zu essen, die nicht mehr als 20 µg/100g Lebensmittel enthalten.
Die Verträglichkeit von Lebensmitteln ist immer individuell und hängt mit dem eigenen Grad der Nickel-Sensibilität zusammen!
Faktoren wie:
- Regionale Unterschiede im Nickel-Gehalt der Lebensmittel
- weitere Allergien oder Intoleranzen
- Diätfehler
- weitere Grunderkrankungen (z.B. Reizdarm oder Reizmagen)
- Stress
können eine Verschlimmerung der Symptome oder ein Bestehen der Symptome hervorrufen. Daher ist es ratsam die Diät unter ärztlicher Begleitung bzw. einer fachkundigen Ernährungsberaterin durchzuführen, um einer gewissen „Betriebsblindheit“ vorzubeugen. Außerdem empfiehlt es sich, ein Ernährungs- und Beschwerdetagebuch zu führen, damit versteckte Allergien oder Intoleranzen aufgedeckt werden können.
Die Ernährung nach der Nickel-Karenz – Die Dosis ist entscheidend!
Wer eine bestätigte orale/systemische Nickelallergie hat sollte sich auch nach der Karenz weites gehend nickelarm ernähren. Das bedeutet aber nicht, dass die Ernährung weiterhin streng nach den Richtwerten der Diät gelebt werden soll. Das kann auf Dauer zu Nährstoffmängeln führen!
Der Körper benötigt Nickel für Stoffwechselprozesse. Nickel ist essentiell und sollte daher nicht komplett gemieden werden, was auch nicht möglich ist.
Der Tagesbedarf für Erwachsene wird bei 25-30 µg geschätzt. Mit 250-500 µg, ja sogar bis zu 1 g pro Tag, liegen wir sehr häufig weit drüber!
Vor allem Ernährungsformen die sehr stark pflanzlich betont sind oder glutenfrei enthalten stark nickelreiche Lebensmittel wie Hülsenfrüchte und Pseudogetreide.
Nach der Nickel-Diät können Lebensmittel bis <50 µg/100 g Lebensmittel grundsätzlich wieder in Maßen täglich konsumiert werden. Am besten ist es, wenn man dann die 20 µg nicht überschreitet. Also statt 100 g Brombeeren zu 27 µg, besser nur 50 g zu 14 µg.
Lebensmittel mit einem Wert zwischen 50 µg-100 µg sollten jedoch sehr eingeschränkt verzehrt werden, ca. 1-2 mal pro Woche.
Lebensmittel über 100 µg/100g Lebensmittel werden eher als nicht geeignet empfohlen. Sie können jedoch je nach individueller Situation und Sensibilität selten und in geringen Mengen konsumiert werden. Bspw. ein paar Nüsse gemahlen im Kuchen. Zu empfehlen ist danach auf jeden Fall eine Nickelkarenz für eine gewisse Zeit, falls Symptome aufgetreten sind oder zur allgemeinen Reduktion des Nickel-Speichers.
Weitere Regeln für die Nickel-Diät
Die orale Nickelallergie beschränkt sich nicht nur auf Lebensmittel, sondern noch auf viele weitere Faktoren, die trotz strenger Nickel-Karenz Symptome verursachen können. Auch hierbei macht die Gesamtsumme aller Trigger die Symptome aus, auch zeitverzögert.
- Wasser aus der Leitung immer ablaufen lassen. Empfohlen werden mindestens 500 ml, besser 1-2 Liter oder ca. 10 Sekunden ablaufen lassen, bzw. wenn man in einem höheren Stockwerk wohnt, so lange ablaufen lassen bis das Wasser kalt ist. Das Wasser kann als Blumenwasser oder zum Spülen der Toilette gesammelt werden. Das Wasser kann auf seinen Nickelgehalt beim Wasserwerk getestet werden. Wenn man unsicher ist, besser Wasser in Flaschen kaufen.
- Töpfe, Pfannen und Kochgeschirr sollten metallfrei sein, kein Edelstahl! Bevorzugt werden sollte Emaille, Glas, Keramik, Ton, Kunststoff am besten bpa-frei. Grundsätzlich lösen Säuren und auch Salze das Nickel aus den Töpfen.
- Verträgliches Besteck und Kochbesteck in der Legierung 18/0 (18% Chrom und 0% Nickel) oder auch 18/10, Bestecke aus Kunststoff (bpa-frei), Holz, Horn, Bambus, Emaille sind vorzuziehen, vor allem bei sauren Speisen wie Tomatensoße.
- Getränke aus Glasflaschen, keine Aufbewahrung in Edelstahl! Thermoskannen mit Glaskern.
- Kaffee nicht aus der Kaffeemaschine, sondern besser im Handfilter (Keramik/Kunststoff) aufbrühen, manche Personen vertragen auch nur frisch gemahlenen Kaffee aus einer Mühle mit Keramikmahlwerk.
- Gewürze und getrocknete Kräuter und Tee enthält sehr viel Nickel vor allem, wenn sie industriell mit Metallmühlen gemahlen werden. Frische Kräuter sind daher in Maßen vorzuziehen.
- Bei Pfeffer- oder Salzmühlen, auch bei Gewürzmühlen auf ein Keramik- oder Kunststoffmahlwerk achten!
- Wasserkocher aus Glas oder Wasser im Glas/Emaille-Topf erhitzen
- Säurehaltige Speisen oder Getränke nur in Glas oder Keramik aufbewahren.
- Grundsätzlich reichert sich das Nickel, bei Gemüsen die in der Erde wachsen in der Schale an, daher Lebensmittel die in der Erde wachsen, wie Kartoffeln, schälen.
- Vollkorn enthält mehr Nickel als Auszugsmehle, verträglich sind Weizen Typ 405 oder 550 und Dinkel Typ 630
- Milchpulver enthält Nickel, daher bevorzugt stichfesten Joghurt, als cremig gerührten Joghurt konsumieren.
- Vorsicht vor Nahrungsergänzungsmitteln (Kräuter/Gewürzkapseln, Heilerde, Trinkmoor) diese enthalten oft sehr viel Nickel
- Säfte, Essig, Bier und Wein werden oft in Edelstahltanks gelagert und können sich mit Nickel anreichern.
- Vorsicht bei allen industriell hergestellten Produkten, diese werden in Edelstahlmaschinen hergestellt und können sich zusätzlich mit Nickel anreichern
- Kontakt mit nickelreichen Gegenständen meiden, dazu zählt auch Chirurgenstahl, da dieser bis zu 12 % Nickel enthalten kann (Ohrschmuck, Schmuck, Gürtelschnallen, Piercings vor allem im Mund)
- Zahnmaterialien und Zahnkronen aus Metall können Nickel enthalten, Rücksprache mit dem Zahnarzt über alternative Versorgung z.B. mit Keramik. Auch Titanimplantate können Nickelverunreinigungen enthalten, Alternativen sind Implantate aus Keramik
- Vorsicht vor geplanten OP`s wo Materialen eingesetzt werden (Stents am Herzen, Implantate, künstliche Gelenkprothesen, Op-Naht ohne Klammern etc.)
- Bügeln ohne Wasserdampf
- Zigarettenrauch enthält Nickel, Rauchen unbedingt aufgeben und den Kontakt mit passivem Rauch vermeiden
- Autoabgase enthalten Nickel. Vermeidung von Sport an vielbefahrenen Straßen.
- Vorsicht bei Leder. Kann durch Chrom-Nickelfärbungen belastet sein.
- Alltagsgegenstände wie Smartphones, Computer aus Metall mit einer Schutzhülle versehen.
Lebensmittel die viel Nickel enthalten und in der Karenz vermieden werden sollten
- Vollkornprodukte
- Kleie
- Pseudogetreide (Hirse, Amaranth und Buchweizen)
- Mais
- Haferflocken
- Hülsenfrüchte, Soja
- Schokolade
- Nüsse und Samen
- Gewürze und Kräuter
- Saure Säfte
- Bier und Wein
- Gouda, Edamer, Schmelzkäse
- Milchpulver, Fitness-Shakes
- Tomatenmark
- Pellkartoffeln
- Innereien
- Leberwurst, Wurst mit Innereien
- Kokosöl, Leinöl
- Kokoswasser
- Kokos-, Mandelpuddings
- Hafer-, Soja-, Mandel-, Kokosdrink
- Kirschen
- Obstkonserven
- Trockenobst
- Blumenkohl, Brokkoli
Lebensmittel die in der Karenz bevorzugt gegessen werden können
- Dinkelmehl Typ 630
- Weizenmehl Typ 405 und 550
- Quinoa hell
- Weizengrieß
- Dinkelgrieß ausgesiebt
- Milchreis
- geschälter Reis
- geschälte Kartoffeln
- Weißbrot, Mischbrot
- Nudeln aus hellem Mehl
- Backwaren aus hellem Mehl
- frische Eier (1 pro Tag)
- frisches Fleisch
- Lachs und Hochseefisch (sollte man aufgrund der allgemeinen Belastung mit Vorsicht essen), Alaska-Seelachs
- Milch
- Quark
- Joghurt, stichfest
- Buttermilch
- Dickmilch
- Kefir
- Frischkäse
- Sahne
- Mozzarella
- Butterkäse
- Mascarpone
- Butter und Ghee
- Olivenöl, Kürbiskernöl, Rapsöl, Sonnenblumenöl
- Honig
- Marmelade
- Gummibären
- Vanilleeis
- Karamell
- Sirup
- Kaffee gefiltert per Hand
- Frisches Obst, außer Kirschen und geschält
- Frisches Gemüse, geschält
Quellenangaben:
http://www.nickelfrei.de/
https://www.onmeda.de/naehrstoffe/nickel.html
Stracke, Roswitha: Nickelallergie: Ratgeber bei Kontakt- und Lebensmittelallergien. Pala Verlag. 2014
Jordan Taylor. Nickel Allergy: The New Gluten. 2013 ISBN-13: 978-1493600137
Elmadfa, Ibrahim; Muskat, Erich; Fritzsche, Doris: Die große GU Nährwert-Kalorien-Tabelle 2018/19 (GU Tabellenwerk Gesundheit). Gräfe und Unzer Verlag. 2017
Weitere Bücher über die Nickelallergie und Unverträglichkeiten habe ich dir hier zusammengestellt.
Nickel-Lexikon:
https://www.nickelfrei.de/no_cache/nickel-lexikon.html